Bernardo Lardi: Stark integrative Persönlichkeit
Bernardo Lardi – Eine stark integrative Persönlichkeit
Sein plötzliches Ableben im Alter von 83 Jahren lässt alle überrascht und untröstlich zurück. Bernardo Lardi war eine offene, kommunikative, grosszügige und sehr aktive Persönlichkeit. Sein Zwillingsbruder Massimo und er waren die ältesten Söhne einer 14-köpfigen Familie. Die beiden waren 18 Jahre alt, als die Familie den Tod des Vaters hinnehmen musste. Bernardo Lardi entfaltete all seine Qualitäten, um die Grossfamilie zu unterstützen und gleichzeitig an der Universität Zürich das Doktorat der Rechts- wissenschaften zu erlangen.
1965 wurde er Staatsanwalt des Kantons Graubünden in Samedan. Im Oberengadin lernte er auch seine zukünftige Ehefrau Angela Lazzarini kennen. Aus dieser Verbin- dung wurden drei Töchter und ein Sohn geboren. In der Politik wurde er 1972 zum Podestà von Poschiavo und 1979 zum Regierungsrat gewählt und war bis 1986 Vorsteher des Justiz- und Polizeidepartements Graubünden.
Als Politiker hatte er ein Gespür für die Anliegen der Bevölkerung. Sein Einsatz galt der Schaffung einer integrativen Basis für eine gesunde Entwicklung der vielen Regionen des Kantons. Man denke an seine Unterstützung und Förderung des Vereinatunnels, an die Verbesserung der Verkehrssicherheit in der Peripherie, an seine Hingabe für die sprachliche und kulturelle Bildung und sein Engagement für das Splügenbahnprojekt, das der Ostschweiz ermöglicht hätte, an die NEAT angeschlos- sen zu werden.
Bernardo Lardi wurde 1986 Ziel einer vernichtenden Medienkampagne. Er verzichtete darauf aus freien Stücken auf sein Amt als Regierungsrat und eröffnete als Anwalt und Notar eine bedeutende Anwaltskanzlei in Chur, in der sein Sohn Mauro – ebenfalls Rechtsanwalt und Notar – heute Partner ist.
Bernardo Lardi engagierte sich auch nach seiner Zeit als aktiver Politiker für gesell- schaftliche Belange und für die Medienvielfalt. Man denke dabei an seinen Einsatz innerhalb des Verwaltungsrates der SBB und der RSI (Radio und Fernsehen der italienischen Schweiz). Wie auch in der Politik vertrat er hier mit Italienischbünden eine Minderheit, die Anerkennung für ihre politische, sprachliche und kulturelle Vielfalt forderte. Dank seinem diplomatischen und kommunikativen Fingerspitzengefühl war Bernardo Lardi auch hier erfolgreich und mit ihm die gesamte Bevölkerung Italienischbündens.
Für seine Verdienste und Fähigkeiten, zu denen auch die eines geschätzten Kunstmalers gehörten, wurde Bernardo Lardi zum Ehrenmitglied der Pro Grigioni Italiano gewählt. Bernardo Lardi hinterlässt eine schmerzliche Lücke bei allen, die ihn gekannt haben.
Artikel in der Südostschweiz vom 25. März 2020 veröffentlicht
